Kostenlose Menstruationsprodukte an der Universität Stuttgart

Worum geht es?

Menstruation ist ein Thema welches weltweit ca. die Hälfte der Bevölkerung betrifft. An der Universität Stuttgart betrifft dies schätzungsweise 35% aller Studierenden. Für diese Studierenden ist der Gebrauch von Hygieneprodukten während der Menstruation genauso allgegenwärtig wie der Gebrauch von Klopapier oder Seifen und aktuell Desinfektionsmittel. Dennoch müssen menstruierende Personen sich selbst um die Versorgung mit diesen Produkten kümmern.

Nicht alle Studierende können sich diese Produkte leisten. Schätzungsweise 7% der menstruierenden Studierenden leiden deutschlandweit unter Periodenarmut[1]. Diese können langfristig häufig zu Erkrankungen führen, was wiederum zu einer Abwesenheit von den Lehrveranstaltungen führt. Ein weiteres Problem unter dem menstruierende Studierende leiden ist, das die Menstruation häufig unerwartet einsetzt. Ist dies der Fall und man hat zu diesem Zeitpunkt keine Hygieneartikel zur Verfügung, muss man oft nach Hause zurückkehren und dadurch verpasst man die wichtige Lehre und Chance, an der Bildung teilzunehmen.


[1] Da es keine Daten von Periodenarmut in Deutschland gibt, wurde für diese Schätzung den Anteil der betroffenen Menschen in Großbritannien (10% der Menstruierenden [Quelle]) mit dem Verhältnis der in Armut lebender Frauen zwischen Deutschland (16% in 2018 [Quelle]) und Großbritannien (24,3% in 2018 [Quelle]) berechnet.

Unsere Idee

Unsere Idee ist es, für betroffene Studierende Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dazu werden in geeigneten Behältnissen auf allen Toiletten der Universität Stuttgart die in Deutschland am gebräuchlichsten Hygieneprodukt: Tampons und Binden, angeboten. Diese werden von dem jeweils zuständigen Reinigungspersonal aufgefüllt. Um die Aufbewahrung vor Ort ansehnlich zu gestalten, sollen diese langfristig in Aufbewahrungsbehältnissen untergebracht werden, welche auf den Toiletten neben den Waschbecken montiert werden können. Auf den Toiletten für weibliche Studierende sind bereits Entsorgungsmöglichkeiten vorhanden und auf den Toiletten für männliche Studierende können zunächst auch die allgemeinen Papierkörbe zur Entsorgung verwendet werden.

Wir wollen explizit auch auf den männlichen Toiletten Periodenprodukte anbieten, denn auch männliche Studierende können menstruieren! Wir wissen leider nicht, wie viele dies betrifft. Mit unserer Testphase hoffen wir aber auch hier den Bedarf herauszufinden.

Die Pilotphase

In einer ersten Pilotphase wurden zunächst für ca. zwei Monate im Zeitraum vom 01.11. bis zum 31.12. in den größeren Toiletten sowohl auf dem Campus Vaihingen als auch auf dem Campus Stadtmitte kostenlose Menstruationsprodukte angeboten (5072 Tampons & 5078 Binden). Die Bestückung fand durch uns statt, um abzuschätzen, wie hoch der Aufwand des Bestückens und wie hoch der Verbrauch ist. Übergangsweise wurden in dieser Testphase die Menstruationsprodukte zunächst in einfache Kartons ausgelegt. Dies vereinfacht die Durchführung der Pilotphase. Die Finanzierung der Pilotphase wurde durch stuvus übernommen. Die Pilotphase lief bis Ende des Sommersemester 2022.

Ausblick

Nach einer erfolgreichen Pilotphase wollen wir das Projekt gerne auf alle Toiletten ausweiten. Die Kartons sollen danach durch permanentere Installationen, wie bspw. die Period.Box der Uni Freiburg ersetzt werden. Diese sind einfach zu befüllen und sind dennoch eine sichere und professionelle Aufbewahrung. Das Projekt wird nun von der Uni fortgeführt, welche auch verantwortlich für die Finanzierung und Auslegung der Periodenprodukte ist.

Kontakt

Dieses Projekt wurde durch das Referat für Gleichstellung, Diversity und Soziales ins Leben gerufen.

Gerne kannst du uns auch einfach eine E-Mail schreiben: menstruationsprodukte@stuvus.uni-stuttgart.de

Du interessierst dich darüber hinaus über das Thema?

Dann findest du hier weitere Projekte:

Grundsätzlich gibt es aktuell deutschlandweit an verschiedenen Hochschulen Bestreben zur Umsetzung von kostenlosen Hygieneprodukten. In dem Kontext ist auch dieser offene Brief entstanden.

Hintergrundinfos über unser Projekt

Wir sind vom Referat Gleichstellung, Diversity und Soziales von der Studierendenvertretung der Uni Stuttgart (stuvus). Das bedeutet, dass das Projekt “kostenlose Menstruationsprodukte” über die Studierendenvertretung initiiert wurde. Dafür haben wir uns mit der Gleichstellungsbeauftragten der Uni kurzgeschlossen. Wobei rauskam, dass das Projekt prinzipiell unterstützt wird, wir aber erstmal über Mittel der Studierendenvertretung eine Pilotphase starten sollten. Der stuvus (Asta) Vorstand musste die finanziellen Mittel genehmigen. Als Nächstes mussten die Gebäudemanager*innen informiert werden, sodass das Reinigungspersonal nicht unsere selbstgebastelten Boxen wegstellt.

Wir haben mit je 400 Binden und Tampons pro Monat gerechnet. Es stellte sich heraus, dass unsere Annahme ca. 5,5 mal zu hoch war. Tatsächlich ist es momentan so, dass das Projekt ca. 40€ im Monat kostet und wir ca. 1 Jahr Produkte verteilen konnten, obwohl die Testphase nur auf 2 Monate ausgelegt war. (Das ist aber evtl auch etwas verzerrt, dadurch dass im Wintersemester noch nicht so viel in Präsenz stattgefunden hat – momentan werden etwas mehr Produkte verwendet.)
Momentan ist es also so, dass die Studierendenvertretung die Kosten des Projekts am Anfang trägt. Wir sind dabei, das Projekt an die Uni selbst zu übergeben, allerdings dauert das leider sehr lange. Erst vor kurzem wurde aber bestätigt, dass das Projekt aus Haushaltsmitteln von der Uni finanziert werden könnte. Für 2023 wurden wohl 1000€ veranschlagt – bis es aber zur tatsächlichen Umsetzung von Seiten der Uni kommt, dauert es noch. Dazu findet aktuell die Detailabstimmung statt.

Verteilt wurden die Menstruationsprodukte momentan von einem kleinen Team aus 8 Studierenden. Die Leute haben wir über einen Aufruf auf der stuvus Instagramseite zusammenbekommen. Zusammen bestücken wir 13 Toiletten auf dem Campus in Vaihingen und Stadtmitte. Dort haben wir selbstgebastelte Pappkartons ausgelegt, in die wir die Produkte füllen. Du siehst also, wir haben nur die größeren Toiletten der wichtigsten Gebäude ausgewählt für die Testphase. Langfristig sollen die Produkte vom Reinigungspersonal aufgefüllt werden und auch an mehreren Toiletten verfügbar sein.

Wirklich mit jemandem zusammenarbeiten tun wir nicht, wir sind eben die Referatsgruppe, die sich darum kümmert. Es ist nur wichtig immer wieder die Gleichstellungsbeauftragte der Uni zu erinnern, dass die Übernahme des Projekts vorangeht, d.h. hin und wieder haben wir Treffen/Telefonate/Meetings mit ihr.
Ansonsten hatten wir wertvollen Austausch innerhalb der KostA von der wir als stuvus Referat Teil sind (https://bukof.de/kommissionen-liste/studentische-angelegenheiten/), die Leute die da Mitarbeiten helfen einem auch immer sehr gerne weiter 🙂

Richtigen Gegenwind gab es nicht. Hier und da mal eine Mail oder ein Kommentar zur vermeintlichen Umweltschädlichkeit der Produkte, aber nichts Schlimmes. Von den Studis haben wir tatsächlich sehr, sehr viel positives Feedback bekommen über eine Umfrage, die wir mit den Periodenboxen ausgehängt hatten 🙂

Verträge haben wir nicht. Bisher benutzen wir die Produkte der Eigenmarke von DM, da die super günstig waren und wir für die Pilotphase uns an nichts binden wollten.

Es ist jetzt etwas her, dass wir die Idee zu dem Projekt hatten, gute Kommunikation mit den Unimenschen ist auf jeden Fall das A und O würde ich sagen und viel Wertschätzung für die Leute die beim Verteilen der Produkte helfen 🙂